Wieviel % Ihrer Aufnahmen haben Sie bis jetzt aufrecht stehend geschossen? Mehr als 80 % – mehr als 90 %? Ja? Na dann war das ja wohl nix! Wenn Sie auch noch kleine Kinder und/oder Hunde fotografiert haben, dann haben Sie vehement eine fotografische Todsünde begangen.
Nicht umsonst ist die Redewendung „Von oben auf etwas herabsehen“ ein Synonym für „verachten“.
Viele Knipser halten die Kamera einfach da wo Sie stehen, ans Auge und lösen aus. Entsprechend langweilig sind diese 0-8-15 Ansichten. Dabei gibt es doch so viele Möglichkeiten, Dramatik ins Bild zu bringen. Sie steuern das, indem Sie die Kamera nach oben oder nach unten neigen. Aber im Hinterkopf behalten: Je mehr Sie die Kamera neigen, desto stärker die perspektivische Verzerrung.
Beispiel: Ungünstige Aufnahmeposition
Das Bild zeigt so einen klassischen Anfängerfehler beim Fotografiern von kleinen Kindern und Tieren: Der Fotograf ist zu faul, in die Hocke zu gehen und fotografiert von oben herab.

Das hat 2 Effekte: Der Horizont fehlt völlig, der Hintergrund ist nur der Boden – langweilig! Durch die hohe Aufnahmeposition wirken die Hunde noch kleiner, perspektivisch verzerrt und wirken dadurch unbedeutend, verachtenswert.
- Beispiel: Ungünstige Aufnahmeposition
- Beispiel: Blick von oben nach unten.
- Beispiel: Hohe Dynamik durch Blick nach unten
- Beispiel: Auf Augenhöhe
- Beispiel: Auf Brusthöhe
- Tipp: Portraits und Totale
- Beispiel: Blick von unten nach oben
- Beispiel: Dynamik und Dramatik
- Beispiel: Stürzende Linien bewusst einsetzen
- Tipp: Stürzende Linien vermeiden
Horizont
Die Lage des Horizonts im Bild trägt wesentlich zu dessen Spannung bei. Im wesentlichen unterscheiden wir 3 Fälle:
- Mittiger Horizont
- Hoher Horizont in der oberen Bildhälfte
- Tiefer Horizont in der unteres Bildhälfte
Aufnahmeposition
Der Blickwinkel auf das Hauptmotiv trägt wesentlich zur Spannung im Foto bei. Im wesentlichen unterscheiden wir 3 Fälle:
- Mittig Geradeaus
- Von unten nach oben fotografiert
- Von oben nach unten fotografiert

Tipp: Ein paar Schritte machen den Unterschied
Wenn Sie Sehenswürdigkeiten fotografieren, dann wählen Sie keine Position, von der aus alle fotografieren – das ist todlangweilig. Nur ein paar Schritte machen oft den Unterschied zwischen einem 0-8-15- und einem Profi-Foto. Finden Sie eine andere Position, z. B.:
- von unten
- von oben
- seitlich
Kombination und Abhängigkeiten
Aufnahmeposition und Horizont beeinflussen sich gegenseitig und haben großen Einfluss auf die Bildwirkung.
Blick von oben nach unten
| Horizont und Verzerrung | Personen oder Tiere als Motiv | Weitere Aspekte |
|---|---|---|
| Hoher Horizont, der im Extremfall ganz aus dem Bild nach oben verschwindet. Ggf. extreme Verzerrungen. | Das Bildmotiv wird verzerrt und sieht unnatürlich aus. Das Motiv wirkt nieder gedrückt. Starke Dominanz des Fotografen. Perspektive und Dynamik können verloren gehen – oder aber, wenn sehr bewusst eingesetzt, verstärkt werden. | Gut geeignet als Übersicht. Z. B. Kind sieht nach oben in die Kamera unterstreicht es die Verletzlichkeit und spricht den Schutzinstinkt an. Die starke Betonung der „Erde“ kann das Bild bei Landschaftsaufnahmen interessant machen. |
Beispiel: Blick von oben nach unten.
Der Horizont liegt oberhalb des Fotos. Durch den extremen Blick nach unten, vertieft das Foto die Tiefenwirkung der nach unten führenden Treppen.

Beispiel: Hohe Dynamik durch Blick nach unten
Der ein druck von Tiefe und der Eindruck, dass das sich das Model spinnengleich nach oben arbeitet.

Blick gerade aus, auf Augenhöhe mit dem Motiv
| Horizont und Verzerrung | Personen oder Tiere als Motiv | Weitere Aspekte |
|---|---|---|
| Horizont in der Bildmitte. Das bedeutet, dass Sie die Kamera gerade halten. Keine oder kaum Verzerrungen. | Bei Portraits ist es die normale Aufnahmeposition. | Diese Ausgewogenheit wirkt statisch und stabil. Wenn Sie den Horizont genau in die Mitte setzen, wird das jedoch gerade bei Landschaftsaufnahmen sehr schnell langweilig. |
Beispiel: Auf Augenhöhe

Der Klassiker in der Portraitfotogtrafie.
Beispiel: Auf Brusthöhe
Immer, wenn Sie deutlich mehr als nur ein Portrait Fotografieren, sollten Sie die Kamera etwa auf Brusthöhle der Motivs halten, um Verzerrungen zu vermeiden.


Tipp: Portraits und Totale
- Portrait = Kameralinse auf Augenhöhe des Motivs.
- Ganzkörperansicht (Totale) = Kameralinse auf Brusthöhe des Motivs.
Blick von unten nach oben – eine ganz ungewohnte Blickweise
| Horizont und Verzerrung | Personen oder Tiere als Motiv | Weitere Aspekte |
|---|---|---|
| Die Kamera zeigt Richtung Himmel. Das führt automatisch zu einem tiefen Horizont. Verzerrung aller senkrechten Elemente – sie stürzen nach innen (stürzende Linien). | Interessante und außergewöhnliche Blickweise, aber nicht für Portraits, da der Blick in die Nasenlöcher fällt. 😉 | Für stimmungsvolle Aufnahmen des Himmels ist diese Kamerahaltung ein Muss! Bei der Architekturfotografie manchmal bewusst eingesetzt, um durch stürzende Linien eine schwindelerregende Höhe zu demonstrieren. |
Beispiel: Blick von unten nach oben

Durch die extrem tiefe Position und den Blick nach oben, erscheint der Engel gleichsam erhöht. Die stürzende Linie des Kreuzes verstärkt den Eindruck noch.
Beispiel: Dynamik und Dramatik
Die Aufnahmeposition tief und die Kamera etwas nach oben gerichtet. Dadurch ergab sich ein sehr tiefer Horizont der dem Bild noch zusätzliche Dramatik verleiht.

Beispiel: Stürzende Linien bewusst einsetzen
Bewusst und stark eingesetzt, vermittelt stürzende Linien einen Eindruck von schwindelerregender Höhe. Die Kamera müssen Sie dazu deutlich nach oben schwenken.


Tipp: Stürzende Linien vermeiden
Fotografieren Sie ein Gebäude mit gerade gehaltener Kamera. Das Gebäude rutscht in die obere Bildhälfte. Die untere unwichtige Bildhälfte können Sie bei der Nachbearbeitung weg schneiden. Sie verlieren ein halbes Bild, haben aber gerade Linien!

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