Schärfe
Machen Sie sich zum Herrn über die Schärfe und Sie sind der Herr des Bildes. Von der Komposition einmal abgesehen, gibt es nur Weniges, was so wichtig wie die Schärfe ist. Wenn Sie auch alles andere vergessen – aber die Schärfe müssen Sie immer im Hinterkopf behalten. Schauen Sie sich Ihre bisherige Bilder an oder die Bilder Ihrer Freunde: sie sind nicht wirklich scharf – oder?
Schärfe = wie detailreich das Motiv abgebildet ist.
Schauen Sie sich das Foto an: Gerade die Augen sind megascharf. Sie können jede einzelne Wimper erkennen. Die Augen sind das zentrale Element eines Portraits. Sie drücken Lebendigkeit aus, sie fixieren den Betrachter. Sie müssen deshalb die maximale Schärfe erhalten. Deshalb: Beim Portrait immer auf die Augen fokussieren! Hier ein Bildbeispiel mit meinem wundervollen Stamm-Model Alina in einem Lost Place Parkhaus. Und den Ausschnitt Ihres linken (von Ihr aus gesehen) Auges. In der Pupille sind sogar die einzelnen LEDs meiner beiden Lightsticks erkennbar.


Schärfe ist ein bourgeoises Konzept
Henri Cartierl-Bresson
Natürlich ist Schärfe nicht alles – denn ohne einen guten Inhalt nutzt die beste Schärfe nichts. Und außerdem können sie mit Unschärfe tolle Effekte erreichen.
Ungewollte Unschärfe
Unschärfe ist nicht gleich Unschärfe. Unschärfe kann Stilmittel sein oder die schlicht und ergreifend auf der Unfähigkeit der Fotografierenden beruhen. Letzte Unschärfe kann verschiedenen Ursachen haben:
Unschärfe durch Verwackeln
Ihre Schuld: Die Kamera bewegt sich bei der Aufnahme oder die Belichtungszeit ist zu lange, als dass Sie die Kamera ruhig halten könnten.
Lösungsansätze
- Maximale Verschlusszeit =
1 / Brennweite, z. B. 50 mm Brennweite = 1 / 50 s Belichtungszeit oder kürzer. - Ist das nicht möglich, Stativ vewenden (nicht vergessen: Stabi abschalten!).
- Geht das nicht, Blende weiter öffnen.
- Geht das auch nicht, ISO hochschrauben.
Unschärfe durch Beugung
Ihre Schuld: Eine kleine Blendenöffnung lenkt Lichtstrahlen ab, z. B. bei Blendenzahlen von 16 oder höher.
Lösungsansätze
- Blende öffnen = Blendenzahl reduzieren.
- Geht das nicht, Auswirkungen der Beugungsunschärfe austesten.
Pfui/Hui: Unschärfe durch Bewegung des Motivs
Pfui: Das Motiv bewegt sich und Sie wollten eigentlich scharf abbilden.
Lösungsansätze
- Um eine schnelle Bewegung einzufrieren, sollten Sie etwa 1/500 s Belichtungszeit oder kürzer einstellen.
- Um einen Menschen abzulichten, sollten Sie Zeiten von 1/60 s und kürzer wählen.
- Geht das nicht, Blende weiter öffnen.
- Geht das auch nicht, ISO hochschrauben
Übrigens: ein Stativ oder der Stabi helfen hier nicht, weil das Problem nicht die Bewegung der Kamera ist.
Hui: Das Motiv bewegt sich und Sie wollen die Dynamik der Bewegung abbilden
Da hilft nur ausprobieren und experimentieren.


Gewollte Unschärfe als Stilmittel
Hier wieder ein Bild mit Ausschnitt: Augen knackscharf, Nase und Haare hinter der Ohren bereits unscharf.


Die Schärfe fokussiert den Betrachter auf die Augen von Blue Beauty. Der unwichtige Hintergrund bleibt verschwommen und lenkt nicht ab.
Hier ein weiterer Vergleich: je schärfer der Hintergrund, desto eher lenkt er vom eigentlichen Motiv ab.

Noch dazu ist der Hintergrund auch noch unruhig, was noch mehr ablenkt.

Der Hintergrund ist ähnlich unruhig. Da er aber sehr unscharf ist, lenkt er kaum ab.
Andererseits kann ein durchgängig scharfes Bild gewünscht sein, wenn es um realistische Darstellungen geht, wie z. B. Architektur oder Landschaft


Theorie: Schärfentiefe oder Darfs ein bisschen Schärfe mehr oder weniger sein?
Schärfentiefe ist der Umfang Bereich eines Bildes, den die Kamera scharf abbildet.
Einfluss der Motiventfernung: Motiv weit weg = große Schärfentiefe
Kleine Blendenzahl (großer Blendendurchmesser) = geringe Schärfentiefe
Nicht so wichtig, aber gut zu wissen:
Je kleiner der Kamerasensor, desto mehr Schärfentiefe, Mobiles Phones bilden fast immer scharf ab
Je mehr Weitwinkel (je geringer die Brennweite), desto mehr Schärfentiefe
Durch die meist größere Entfernung bekommen Sie bei Landschaftsaufnahmen oder Architekturaufnahmen auch ohne Stativ so ziemlich alles scharf, wenn Sie ein Weitwinkelobjektiv wählen und die Blende etwas schließen. In diesem Bild benötige ich eine große Schärfentiefe über den kompletten Bereich. Schließlich sollen Vorder-, Mittel- und Hintergrund scharf abgebildet werden! Folglich wählte ich eine große Blendenzahl = kleine Blendenöffnung.

Durch eine kleine Blendenzahl = große Blendenöffnung bekommen Sie z. B. bei Portraits den Hintergrund unscharf. In diesem Bild wollte ich nur Alina scharf haben, den Hintergrund aber unscharf. Also benötige ich eine geringe Schärfentiefe.

Gestalten mit kleiner Schärfentiefe
Eine kleine Schärfentiefe lässt nur einen kleinen Teil des Bildes scharf erscheinen – wie eine Ebene. Und diese Ebene können Sie durch das Bild wandern lassen, wie die beiden Beispiele zeigen.



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