Signaturen – Sinn oder Unsinn?

Die Diskussion um das Pro und Contra von Signaturen oder Wasserzeichen ist so alt, wie die sozialen Medien. Die wichtigsten Gründe, die von den Signaturfetischisten immer wieder angeführt werden, sind:

  • Urheberschaft nachweisen und schützen, Diebstahl verhindern
  • Werbung und Bekanntheit steigern

Sind diese Gründe wirklich relevant?

Urheberschaft nachweisen und schützen, Diebstahl verhindern/

Es bringt nichts.

Wasserzeichen kannst du super weg photoshoppen. Wenn du das willst. Außerdem kann eine Suchmaschine nichts mit Wasserzeichen anfangen. d. h. wenn du essen willst, ob irgendwo eines deiner Bilder geklaut wurde, wirst du nichts finden. Außerdem musst du deine Urheberschaft nicht schützen. Im Augenblick, in dem du ein Bild machst, ist es urheberrechtlich durch das Gesetz geschützt.

Die Lösung: EXIF-Daten und oder Dateiinfo

EXIF-Daten und Dateiinfos können auch gepasst werden, aber das wissen die Wenigsten. Diese Daten stören nicht und du kannst den Suchmaschinen signalisieren: Das Bild ist von mir. Außerdem findet niemand im Internet ein Bild von dir wegen der Signatur, sondern nur, wenn du in die Dateiinfo und EXIF-Daten deinen Namen einträgst. Bei den meisten Kameras kannst du übrigens einstellen, dass sie in die Bilddaten automatisch deinen Namen einfügen.

EXIF-Daten: Umfangreicher Datensatz zu einem Bild, der viele Metadaten zu einem Bild enthält (z. B. Kamera/Objektiv, Blende/Zeit/ISO, Fotograf, Ort usw.)

Dateiinformationen: Allgemeine Meta-Daten zu einer Datei. Ein paar wenige Informationen werden auch aus den EXIX-Daten übernommen.

Werbung und Bekanntheit steigern

Du möchtest bekannter werden oder deine Fotos verkaufen?

Das setzt voraus, dass deine Bilder eine hohe Qualität haben. Du hast studiert oder viele Kurse gemacht und dir von Profis deine Bilder beurteilen lassen? Du weißt genau, wie du ein gutes Foto zustande bringst? Du kannst analysieren, ob ein Bild gut komponiert ist? Du Kannst bei Wettbewerbern vorne mitspielen?

  • JA, dann macht eine dezente unauffällige Signatur vielleicht Sinn?
  • NEIN, dann bist Du einer der Fotografen, die die sozialen Medien mit schlechten bis mäßigen Bildern überschwemmen. Die Anzahl der Likes sagt leider gar nichts aus.

Mittlerweile habe ich – übrigens nicht nur ich – die Erkenntnis gewonnen, dass eine Signatur Zeichen für Fotograf:innen sind, die in Ihr Werk verliebt sind und wenig Ahnung haben, was Sie tun.

In verschiedenen Trainings habe ich gelernt, Bilder zu beurteilen. Ich habe mittlerweile ein Auge dafür, ob ein Bild handwerklich gut gemacht ist – oder eben nicht. Gaaaaanz schlimm finde ich Fotograf:innen, die dann auch noch regelmäßig alle 2-3 Tage in Model-Gruppen stupid Fotos posten: ein hübsches Model in einem 0-8-15 Studio mit einem fetten Schriftzug. Das grenzt an Beleidigung für das Model. Das sollte ein deutliches Zeichen für ein Model sein, nicht mit der Person zu fotografieren.

3 Gründe, warum ich kein Wasserzeichen nutze

1. Es sieht scheiße aus

Ein kurzer Ausflug in die Wahrnehmung:
unser Auge nimmt immer nur kleine Details wahr. Den Rest erfindet das Gehirn auf Grund seiner Erfahrung hinzu. Im Foto sucht unser Auge Details, an denen es Sicht festhalten kann. Etwas, was wir nicht kennen oder erkennen nimmt unsere Interesse in Beschlag. Wenn wir einen Schriftzug sehen, versuchen wir, den zu lesen. Also eine auffällige Signatur zieht unsere Aufmerksamkeit magisch an und lenkt ab.

Da mache ich mir Gedanken um die Komposition und den Bildaufbau. Ich mache mir Gedanken, wie ich die Aufmerksamkeit eines Betrachters auf das Motiv lenken kann, oder wie ich eine Landschaft oder einen Lost-Place effektvoll in Szene setzen kann. Ein Logo oder einer Signatur würde meine ganze Mühe zunichte machen. Ich fotografiere ein tolles Modell, retuschiere Pickelchen nach, helle die Augen auf usw.. Um dann den Blick des Betrachters durch eine Signatur beleidigen? Das haben meine Modells nicht verdient.

2. Es bringt nichts

Nichts ist so einfach wegzuretuschieren wie eine Signatur.

3. Klau = Kompliment

Wenn irgendjemand eines meiner Bilder so toll findet, dass er es klaut, dann sehe ich das als wirkliches Kompliment.

Was, wenn es unbedingt eine Signatur sein muss? 

Deine Fotos sind so gut, dass du damit deinen Namen wirklich positiv bewerben kannst? Ja – echt? In dubio pro Fotograf:in, deshalb hier ein paar Tipps.

  1. Die Typografie (Schriftart) muss zu deinen Fotos passen. Je nach Bild wirkt jede Schriftart unterschiedlich. Du solltest Dior also ein Set zurechtlegen, z. B. für Portraits, Landschaft, Mode. Die Signatur sollte mit dem Bild harmonieren.
    Manche Schriftzüge wirken billig und können auch das beste Foto zum negativen Werbeträger machen.
  2. Nutze entweder Logo oder Schriftzug. Je einfacher, desto höher der Wiedererkennungswert und desto weniger stört deine Signatur dein Bild.
  3. Orientiere dich an den großen Künstlern. Sie haben Ihre Bilder in der rechten unteren Ecke dezent signiert.
  4. Wenn Logo, dass achte auf die Farbe. Du kannst das gleiche Logo komplett in weiß und schwarz gestalten, dann hast du für jedes Foto ein passendes Logo. Du kannst auch die dominierende Farbe eines Bildes als Logo Farbe verwenden. Aber mache es auf keinen Fall bunt.
  5. Eleganz ist auch, die Signatur als eine Art Wasserzeichen zu verwenden. Z. B. auf einer Ebene mit dem Ebenenmodus „abdunkeln“ oder „aufhalten“. Dann passt sich die Signatur dem Bild wunderbar an.Ein

Ich habe beim Großmeister Henri Cartier-Bresson recherchiert. Er hat – wie alle Profis – keine Signatur verwendet. Aber er hat für den Verkauf von Fotografien einen eleganten Weg gefunden, Werbung zu machen.

Signatur und Bild gehen eine Beziehung ein und laden den Betrachter zum Verweilen ein, ohne das Bild selbst zu stören. Ist zugegebenermaßen aufwändig aber absolut professionell und unterstreicht den Wert Ihres Bildes.

Hier mal ein paar Beispiele für Signaturen:

Logo und/oder Schriftzug?

Entweder grafisches Logo oder Schriftzug. Ein gutes Logo spricht für sich selbst, es braucht keine weitere Erläuterung. Außerdem lenkt der Schriftzug ab, so dass sich deine Kunden das Logo weniger gut merken können. „Fotografie“, „Fotograf“ o.ä. ist bei einem Schriftzug völlig daneben. Eine Signatur auf einem Foto – auf wen soll die hinweisen, wenn nicht auf einen Fotografen?

Kurz und schlicht – das gilt für Logo und Schriftzug. Denn nur so wirst du einen gewissen Wiedererkennungswert erreichen und kannst dich von den Signatur-Diletanten abheben.

Ein letzter Gedanke: Hast du schon mal Signatur auf den Bildern eines Profis gesehen? Ich nicht!

Da liegt der Verdacht nahe: je präsenter und aufwändiger die Signatur, desto dilettantischer die Fotograf:innen.

Posted

in

, , , ,

by

Kommentare
Eine Antwort zu „Signaturen – Sinn oder Unsinn?”.
  1. Avatar von Groß
    Groß

    Hi Marcus,

    ein wohl durchdachter Beitrag! Ich überlege schon jahrelang, ob ich meinen Fotos eine Signatur zukommen lassen soll. Bisher habe ich aber noch kein wirklich passendes Logo gefunden. Ich würde es als willkommene Werbung sehen. Da ich aber durch die „Anti-Werbung“ schlechter und auch „normaler“ 08/15-Fotos mit Signatur etwas abgeschreckt bin, würde ich nur meine besten Fotos, quasi als „Gütezeichen“ damit kennzeichnen und das nur dezent und unauffällig, damit es vom Bild nicht ablenkt. Schöner Beitrag.

    Georg

    Like

Hinterlasse einen Kommentar