Nun, das ist fast eine Frage der Weltanschauung. Lassen Sie mich es auf den Punkt bringen:
Wollen Sie höchste Flexibilität oder maximale Abbildungsleistung? Beides zusammen geht nicht.
| Festbrennweite | Zoom – Allrounder | Zoom – Profi | |
|---|---|---|---|
| Flexibilität | nope | sehr hoch, großer Brennweitenbereich | hoch, mittlerer Brennweitenbereich |
| Abbildungsleistung | maximal | minimal | von sehr gut mit mittel, je nachdem bei welcher Brennweite das Glas seine Stärken hat |
| Gewicht | sehr schwer, da du 2-3 Gläser brauchst, um den Zoom-Bereich abzudecken | leicht | schwer |
| Preis | teuer, da du 2-3 Gläser brauchst, um den Zoom-Bereich abzudecken | sehr günstig | teuer, kostet so viel wie 2-3 gute Festbrennweiten |
| Anwendungsfall: Portrait | hervorragend, eine Brennweite genügt und die hohe Lichtstärke erlaubt, den Hintergrund komplett unscharf zu zeichnen | vergiss es | ganz gut, weniger Unschärfe, als die Festbrennweite, dafür bist du nicht auf eine Brennweite festgelegt. |
| Anwendungsfall: Landschaft | Oh jaaaa, 25 mm Zeiss und bist im Fotografen Himmel | Naja, geht. Du brauchst keine Lichtstärke und wenn du mit Blende 8 arbeitest, wir die Abbildungsleistung auch deutlich besser | Nö, zu groß, zu teuer, zu schwer. |
| Anwendungsfall: Urlaub | Ja, nimm 2-3 Gläser mit mittlerer Lichtstärke mit und du kannst tolle Bilder machen, musst aber oft das Glas wechseln. | Oh ja: klein, leicht, flexibel | Nope, viel zu schwer |
| Anwendungsfall: Hochzeit | nööö, so schnell kannst Du gar nicht das Glas wechseln | Vergiss es, viel zu wenig Leistung gerade in Innenräumen bei schlechter Beleuchtung | Die beste Wahl: gute Leistung auch bei weniger Licht, zwischendurch auch gut für Portraits, schneller Autofokus. |
| Beispiele und ungefähre Preise (Markenobjektive) | Vollformat: 50 mm F 1.2 – 2.300,- 50 mm F 1.8 – 600,- Voigtländer 58 mm F1.4 (Portrait) – 500,- Zeiss 21 mm F 2.8 – 1200,- 85 mm F1.4 – 1100,- | APS-C: 18-140 mm F 3.5-6.3 – 600,- 50-250 mm F 4.5-6.3 – 400,- Vollformat: 24-120 mm F 4 – 1200,- 24-200 mm F 4-6.3 – 900,- | Vollformat: 24-70 mm F 2.8 – 2.500,- 70-200 mm F2.8 – 2.500,- Holy Trinity (s. u.) |
| Meine Empfehlungen | Ein echter Allrounder und mein Arbeitspferd: 50 mm F 1.8 – 600,- Zusätzlich und sensationell für Portrait: Sigma ART 85 mm F1.4 – 1100,- Zusätzlich für Landschaft: irgendeine Festbrennweite um die 25 mm, kann auch manuell sein, da Weitwinkel einen großen Schärfebereich hat: Z. B. Samyang 20mm F 1.8 – 500,- | Guter Kompromiss mit vernünftige Abbildungsleistung, geringem Gewicht und guter Flexibilität: 24-120 mm F 4 – 1200,- | Ein kleines Monster: 70-200 mm F2.8 – 2.500,- |
Warum ich Festbrennweite liebe
Fast alle meine Gläser sind tatsächlich Festbrennweiten und ich liebe es. Die größten Nachteile spielen für mich persönlich keine Rolle:
- Wenig Flexibilität – ich habe die Zeit, in Ruhe zwischen den Gläsern zu wechseln. Ich bin kein Berufsfotograf, der z.B. bei einer Hochzeit schnell und flexibel viele Fotos machen muss.
- Hohes Gewicht – ist mit egal.
- Mittlerer-hoher Preis – ist mir die Qualität wert.
Dafür genieße ich die sensationelle Abbildungsleistung und die überragenden Schärfe. Denn dazu muss man wissen, dass alle Zoomlinsen Ihre Stärken nur in einem ganz speziellen Brennweitenbereich haben. Z.B. ist ein 24-70 mm entweder bei der kleinen oder der großen Brennweite stärker und niemals über den kompletten Bereich. Und je größer der Zoombereich, umso größer die Diskrepanzen bei der Abbildungsleistung. Deshalb nennen Manche die Superzooms z.B. 18-300 mm auch „Joguhrtbecher“ – die Abbildungsleistung ist auch nicht besser, als wenn du statt einem Glas einen Joghurtbecher auf die Kamera montierst. Das tut natürlich den modernen Superzooms unrecht, aber eine gute Festbrennweite ist einem Superzoom um Lichtjahre überlegen.
Und ich schätze einen weiteren Vorteil der Festbrennweiten: ich muss mir Gedanken über die Eigenschaften der Brennweite machen, BEVOR ich ein Foto schieße. Denn ein Tele verhält sich nun mal völlig anders als ein Weitwinkel. Ein Tele verdichtet den Raum, ein Weitwinkel spreizt den Raum auf. Mein Zoom liegt in den Beinen. Wenn der Bildwinkel nicht stimmt, gehe ich einfach näher ran oder weiter weg, anstatt faul am Zoomring zu drehen.
Tatsächlich habe aber auch ich drei Zooms:
- Ein Brot-und Butterzoom von 24-120 mm mit Blende 4.0. – wenn es mal leicht, unkompliziert und schnell sein muss, z. B. auf Reisen
- Ein Ultraweitwinkel 12-24 mm mit Blende 2.8 und kaum Verzerrung. Ein sauteures Hochleistungsgerät, das mir gerade bei der Architektur- und Lost-Place-Fotografie Indoor viele Freiheiten ermöglicht. Nutze ich, wenn mein 25 mm Zeiss nicht ausreicht.
- Ein Supertele 200-500 mm mit Blende 5.6. Mittlere Lichtstärke und damit mittlere Preisklasse. Gedacht für Tierfotografie auf einer Safari, die wegen Corona leider abgesagt wurde. Nutze ich extrem selten und werde ich wahrscheinlich demnächst verkaufen
Holy Trinity
Die heilge Dreifaltigkeit sind 3 Profi-Linsen, die es so oder ähnlich bei jedem Hersteller gibt:
- 12-24 mm F2.8
- 24-70 mm F2.8
- 70-200 mm F2.8
Das sind die Linsen der Profis, die schnell und flexibel viele Bilder machen müssen. Entsprechend auch die hohe Qualität der Gläser: Vergütung, Wetterversiegelung etc. Mit einer durchgehenden Lichtstärke von F2.8 sind die auch für Innenräume gut geeignet. Damit sind die Gläser so ziemlich der beste Kompromiss zwischen Flexibilität und Abbildungsleistung. Warum ich die letzten beiden nicht habe? Antwort Abbildungsleistung und Lichtstärke reichen mir nicht. Mit meinem 85 mm Sigma ART mit F1.4 kann das 70-200 mm bei 85 mm nicht mithalten.
Und warum das erste habe? Wenn ich im Innenraum von Lost Places fotografiere, ist der Platz manchmal sehr begrenzt. Mein 25 mm ZEISS ist da oft noch zu lang. Deshalb muss ich flexibel die Brennweite anpassen können.


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