Bokehlicious – Strudel, Bubbles, Cream mit Altglas

Nachdem das Thema Bokeh immer wieder mal zur Sprache kommt, hier ein paar Basics. Ich lasse das „normale“ Bokeh von modernen Gläsern mal außen vor 😉 Hier findest du übrigens einen kleinen Artikel über mein „Cremetörtchen“ von Voigtländer, das ich gerade wegen seine wichen Bokehs sehr liebe: Cremetörtchen

Alte Gläser erfreuen sich einer enormen Renaissance gerade wegen ihrer besonderen Bokehs. Damals eigentlich eher als Fehler betrachtet, sind diese speziellen Bokehs heute der Knaller. Mein ältestes Glas ist ein Trioplan von Meyer-Görtlitz. Es ist über 60 Jahre alt. Es ist immer noch erstaunlich, was ein Glas mit nur 3 Linsen leisten kann. Die Konstruktion war so genial, dass sich die 3-Linser extrem lange gehalten haben. Heute baut Meyer-Görlitz sogar wieder die alten Linsen aber mit modernen Technik, z. B. vergütete Gläser.

Hier sind ein paar Beispiele für besondere Bokehs:

Seifenblasen/Bubbles

Helle Kreise mit einem noch helleren Rand.

Ich nutze dazu ein 60 Jahre altes Trioplan von Meyer Görlitz mit 100 mm F2.8

Swirly

Keine runden sonder zitronenförmige Unschärfekreise, die sich kreisrund um die Mitte anordnen und dadurch um die Mitte wie ein Strudel herumwirbeln.

Je weiter die Kreise am Rand sind, desto stärker ist der Effekt.

Ich nutze eine alte russiche Linse, ein Helios 44-2 mit 58 mm F2.0

Besonders cremiges Bokeh

Ich nutze ein Lydith von Meyer Görlitz 35 mm F3.5 und eine moderne Linse: Voigtländer Nokton 58 mm F1.4 – mein Cremetörtchen

Sonderformen

Entstehen durch die Modifikation (Modding) von Gläsern. Meist durch gedrehte Frontlinse.

Ich nutze ein Pentacon 29 mm F2.8 und ein 2. Helios

Das ist ein extremes Bokeh, war einer meiner ersten Versuche mit einem Helios, bei dem ich das Drehen der Front- und Hinterlinse probiert habe. Die Abbildungsleistung geht dabei leider in den Keller, was aber vlt. zu einem so verträumenden Bild passt.

Nix für Anfänger

Das alles sind keine Linsen für Anfänger, denn vieles ist zu beachten, damit das gewünscht Bokeh entsteht. Vom Nokton mal abgesehen haben wir mit einem Dilemma zu kämpfen:

  • Das Bokeh entsteht nur bei geöffneter Blende und genau da haben die Gläser die schlechteste Abbildungsleistung. Die maximale Blendenöffnung war früher nur eine Notlösung, professionell einsetzbar waren die Gläser nur abgeblendet.
  • Das Hauptmotiv muss in die Mitte, denn bei geöffneter Blende bringen die Gläser nur da eine gute Abbildungsleistung. Außerdem ist der swirly-Effekt nur um die Mitte herum möglich.
  • Damit überhaupt Unschärfekreise entstehen, brauchen wir einen strukturierten Hintergrund oder viele viele kleine Lichtquellen.

Auflagemaß

Damit ein Objektiv an einer Kamera eine gute Abbildungsleistung bringt und über den gesamten Entfernugsbereich scharf stell kann, muss das Glas einen sog. Auflagemaß einhalten. Das ist er Abstand zwischen dem Kamerasensor und dem Bajonettschluss des Glases. Die Gläser haben meist eine M42- oder Exa-Bajonett. Der passende Adapter verbindet nicht nur Glas und Kamera, er ist so berechnet, dass er auch das Auflagemaß einhält. Adapter sind recht günstig, da sie keine elektronischen Teile benötigen.

Problem: Nikon Spielgelreflexkameras (nicht zu verwechseln mit dem spiegellosen Z-System): VERGISS ES. Das Auflagemaß der Kamera ist leider so groß, dass die M42-Gläser sozusagen in die Kamera hintragen müssten und das ist technisch natürlich nicht möglich. Es gibt wohl Adapter mit einer zusätzlich Linse, aber dadurch leidet die Abbildungsleistung dermaßen, dass es keinen Spaß mehr macht.

Kochrezept

  1. Suche einen passenden Hintergund mit viel Kontrasten und feinen Strukturen, damit Unschärfekreise entstehen.
  2. Mach ein paar Probebilder bei Offenblende und stelle den Fokuseinstellung so ein, bis du den gewünschten Effekt im Hintergrund hast.
  3. Jetzt lies ab, auf welche Entfernung der Fokus eingestellt ist.
  4. Platziere dein Model oder Objekt genau auf dieser Position
  5. Nimm ggf. mehr Umgebung auf, damit di später das Bild so beschneiden kannst, dass das Modell aus der Mitte herauskommt.
  6. Kontrolliere, ob dein Model/Objekt scharf abgebildet ist. Zur Not kannst du den Fokus noch ein bisschen anpassen. Aber nicht zu sehr, denn sonst zerstörst du wieder das Bokeh.
  7. Löse aus.

Wer mal starten möchte, dem empfehle ich ein altes Lydith (auf guten Zustand achten), das sollte einen M42 oder Exakta Anschluss haben. D.h. du brauchst einen mechanischen Adapter. Beides ist relativ günstig.

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar